Tour Nummer 4 "Mythos Zwiefalter Alb"
Weitab vom Schuss, aber alles andere als gottverlassen: Die heutige GEA-Radtour führt über die so einsame wie schöne Zwiefalter Alb. Auf moderaten 33 Kilometern geht es durch weitläufige Flurlandschaften und durch einen märchenhaften Bannwald. Kreuze und Kapellen zeugen von der langen Kirchenherrschaft und der bis heute anhaltenden Verwurzelung im Glauben. Die Tour ist perfekt für heiße Sommertage – inklusive erfrischendem Abschluss im Biergarten
Weite Felder, Kreuze und Kapellen
VON MARION SCHRADE
ZWIEFALTEN
Dreh- und Angelpunkt der Tour ist Zwiefalten. Hier sollte man unbedingt Zeit einplanen – egal ob vor oder nach der Tour. Besonders empfehlenswert ist es, den Ausflug auf einen Donnerstag zu legen: Dann ist Wochenmarkt in Zwiefalten – an Sommertagen mit fast schon südländischem Flair. Auf dem Platz vor dem Peterstor am Münster ist viel los, an den Ständen kann man überwiegend lokale Produkte kaufen und das eine oder andere gleich in die Vesperdose für die Tour packen. Oder man setzt sich noch gemütlich ins Café, isst eine Brezel und lässt den Blick über das Geschehen schweifen.
An der Kirchengeschichte Interessierte sollten einen Besuch im barocken Zwiefalter Münster und im dazugehörigen Museum im Peterstor einplanen. Eng
mit den Benediktinern, die hier Jahrhunderte lang das (Kloster)leben prägten, verbunden ist auch die Brautradition, die inzwischen in fünfter Generation in den Händen der Familie Baader liegt. Neben der Gastronomie im Brauhaus ist vor allem der gleich gegenüber wunderschön an der Aach gelegene Biergarten zu empfehlen. Hier kann man die Tour unter schattigen Bäumen ausklingen lassen. Unterwegs gibt’s nicht viele Möglichkeiten für einen Einkehrschwung – abgesehen von der Krone in Tigerfeld. Dort wird italienisch, deutsch und rumänisch gekocht, allerdings ist wegen Renovierungsarbeiten noch bis 30. August geschlossen.
Die Tour ist mit 33 Kilometern, die überwiegend auf Asphalt und breiten Schotterwegen verlaufen, moderat und für jeden machbar – ob mit oder ohne elektrischen Antrieb. Vom belebten Zwiefalten geht es flach ins malerische Gossenzugen, auf das gemütliche Einrollen folgt der erste und zugleich auch längste Anstieg. Ein paar Serpentinen winden sich hoch nach Gauingen, etwa die Hälfte der insgesamt 410 Höhenmeter sind nach diesem Abschnitt schon geschafft. Der für seinen Travertin-Steinbruch bekannte Zwiefalter Teilort Gauingen liegt schon oben auf der Hochfläche. Auf dem Weg nach Tigerfeld fallen die »Drei Kreuze« ins Auge. Die Feldkreuze haben eine besondere Bedeutung, sie wurden ursprünglich als Pestkreuze im Gedenken an die Opfer der Seuche aufgestellt, 1987 erneuert und 2009 renoviert.
Sie sind nicht das einzige Zeichen in der Landschaft, das daran erinnert, welchen Stellenwert Kirchenherrschaft und katholischer Glaube in dieser Gegend hatten und haben. Zwischen dem Dörfchen Tigerfeld – inzwischen sind wir auf Gemarkung der Gemeinde Pfronstetten – und Kettenacker hat die Tour etwas wahrhaft Meditatives. Der Blick und die Gedanken schweifen über weite Felder bis zum Horizont, Menschen und Fahrzeugen begegnet man hier nur selten. Und auch wenn man’s ihm nicht auf den ersten Blick ansieht: Der Name Tigerfeld ist hier Programm. Mit Tigern hat er nichts zu tun, statt dessen mit dem althochdeutschen Wort »tegar«, das »groß« bedeutet. »Tygirinvelt«, das »große Feld«, wurde 1089 erstmals urkundlich erwähnt, als die Grafen von Achalm dem Kloster Zwiefalten das Dorf schenkten.
Kurz vor Kettenacker lohnt sich ein kleiner (und gut ausgeschilderter) Abstecher zur Sattlerkapelle. Das einstige Gebäude wurde vor etwa 35 Jahren durch einen Neubau ersetzt, erstmals urkundlich erwähnt wurde eine Kapelle an diesem Ort aber schon im Jahr 1597. Sie war Ziel zahlreicher Marienwallfahrten, zwischen 1611 bis 1614 wird von etlichen Wunderheilungen berichtet.
Hinter Kettenacker – die Kreisgrenze zwischen Reutlingen und Sigmaringen ist nun überschritten – thront schon die nächste Kapelle auf einer Anhöhe, sie ist St. Georg gewidmet. Über dem Altar ist ein Gemälde des Heiligen, der als Ritter gerade den Drachen, Sinnbild für das Böse, besiegt.
Die Hälfte der Tour ist inzwischen geschafft, die zweite Etappe verläuft nun wirklich fernab aller Zivilisation. Nach ein paar Kilometern gehen die weiten Feld- und Flurlandschaften in Wald über. Ein Höhepunkt der Tour ist das Kohltal, das zu den ältesten Bannwäldern in der Region gehört. Bereits in den 1970er-Jahren wurde es aus der Bewirtschaftung genommen – wer hier durchradelt oder -wandert, bekommt einen Eindruck davon, wie die »Urwälder von morgen« entstehen.
Unterhalb von Upflamör gerät der Rappenstein in den Blick. Die Alb ist bekannt für ihre wilden Felsformationen, der Rappenstein ist ein Prachtexemplar – eine senkrecht in die Höhe ragende Wand. Auch das Dobeltal – hier müssen sich die Radler die Straße mit dem »normalen« Verkehr teilen – bietet eine wildromantische Kulisse, bevor sie wieder in den Blick geraten: die charakteristischen Zwiebeltürme des Münsters, vor dessen Kulisse die Tour gemütlich im Biergarten ausklingen kann. (GEA)
Marion Schrade
Redaktion Pfullingen/Alb
Startpunkt der Tour
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