Siechenkapelle
Die spätgotische Siechenkapelle in Geislingen-Altenstadt war Teil eines mittelalterlichen Leprosenhauses und birgt bedeutende Wandmalereien. Heute ist sie ein geschütztes Kulturdenkmal.
Die Siechenkapelle im Geislinger Stadtteil Altenstadt ist ein eindrucksvolles Zeugnis spätgotischer Baukunst und sozialer Geschichte. Als Teil eines Siechenhauses, das erstmals 1398 erwähnt wurde, diente sie einst der Seelsorge von Leprakranken, die außerhalb der Stadt in Isolation lebten. Die Kapelle selbst ist ab 1471 urkundlich nachweisbar. Nach der Profanierung im Jahr 1806 wurden das Siechenhaus und der Chor 1811 abgebrochen. Das verbliebene Langhaus nutzte man jahrzehntelang als Wirtschaftsgebäude.
Heute zeigt sich der erhaltene Bau als rechteckiger Saalbau aus Bruchstein mit Tuffquader-Details an Fenstern, Türgewänden und Choransätzen. Besonders markant ist das spitzbogige Südportal mit Eselsrückennische. Im Inneren befinden sich kostbare Reste spätgotischer Wandmalereien: die Passion Christi an der Nordwand, das Jüngste Gericht mit Auferstehung an der Ostwand und stilisierte Quadermalerei an der Südseite.
1993 stand die Kapelle vor dem Abriss. Nur durch das Engagement des Kunst- und Geschichtsvereins und ein gerichtliches Verfahren konnte dies verhindert werden. Die Stadt Geislingen kaufte das Gebäude für symbolisch eine D-Mark. Zwischen 1993 und 1996 wurde es umfassend saniert. Die Kapelle gilt heute als Kulturdenkmal nach §12 DSchG und wurde 2013 von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg als „Denkmal des Monats“ ausgezeichnet.
Von Mai bis Oktober finden monatlich Führungen und wechselnde Ausstellungen statt.
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