Was ist die Grafschaft Hauenstein?
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Die Grafschaft Hauenstein umfasste über Jahrhunderte die heutige Region des Hotzenwaldes im erweiterten Sinn und existierte bis ins Jahr 1806. Erstmals erwähnt wurde sie um 1562 in einem „Memorandum der Einungsmeister“. Das Gebiet wurde umfasste acht Einungsgemeinden, begrenzt im Süden durch den Rhein, im Norden an St. Blasien angrenzend, im Westen bis an das Wehratal und im Osten bis an das Schlücht- und Schwarzatal.
Allerdings war es nie eine eigentliche Grafschaft und dennoch sehr besonders.
Die Bezeichnung Grafschaft Hauenstein ist im Lauf der Geschichte gewachsen. Als Ursache gilt die Vergabe durch Herzog Leopold an seinen Verwandten, aus Ansprüchen dessen Vaters als Landvogt, dem letzten Graf von Habsburg-Laufenburg, Graf Hans dem er die „Feste Hauenstein mit dem Schwarzwald und ihr Zugehörung“ auf Lebenszeit verpfändete. Pfandnachfolger wurde dann Eberhard im Turm, danach die Herren von Rumlang. Im 15. Jahrhundert waren die Markgrafen von Hachberg-Sausenberg Pfandinhaber. Die Grafschaft wurde nachfolgend bis in die Neuzeit jeweils durch einen Waldvogt verwaltet.
1385 taucht in den Urkunden die Bezeichnung „Vogtei (zu) Hauenstein“, nach dem damaligen Verwaltungssitz der Habsburger auf der Burg Hauenstein für das Verwaltungsgebiet auf. Bevor schließlich die endgültige Bezeichnung Fuß fasst, taucht Anfang des 16. Jahrhunderts für ein knappes halbes Jahrhundert die Bezeichnung Herrschaft Hauenstein noch auf. Nach dem Brand von 1526 und damit der Zerstörung der Burg Hauenstein wurde das Waldvogteiamt in Waldshut der Sitz des Waldvogts.
Wurzeln der Demokratie
Eine Besonderheit der Grafschaft ist die frühe Entwicklung einer weitgehenden demokratischen Selbstverwaltung, der sogenannten „Einungen“ mit „Einungsmeistern“ und dem „Redmann“ innerhalb der Staatshoheit der Habsburger. Diese Selbstbestimmungen wurden im Verlauf der Jahrhunderte immer stärker eingeschränkt und führten letztlich zu den bekannten Salpetererunruhen.
Ziemlich einzigartig im damaligen Zeitalter waren die frühen demokratischen Strukturen der Hauensteinischen Selbstverwaltung, die auch als Einungswesen bezeichnet wird. Im Rahmen der hoheitlichen Vorgaben wurden die Aufteilung und das Eintreiben von Steuern eigenverantwortlich durchgeführt. Des Weiteren wurden die militärischen Dienste und Lasten die meiste Zeit eigenverantwortlich geregelt. Die Einungsmeister hatten in einigen Orten die niedere Gerichtsbarkeit eigenständig inne und saßen bei anderen Gerichten dem Verfahren bei. Die Einungen waren mit zwei Einungsmeistern bei den wöchentlichen Amtstagen im Waldvogteiamt präsent und hatten ein Vorschlagsrecht bei der Benennung der Vögte.
Fakten
- 781: „Vodalrich“ wird erstmals als Graf im „Albgau“ genannt. Ein Bezug zum Fluss Alb bzw. zur Grafschaft Hauenstein ist nicht beurkundet.
- 9./10. Jh.: Das Kloster Rheinau betreibt die Gründung der „Cella alba“, der Vorläufer des Klosters St. Blasien im Schwarzwald.
- 925 : Die Cella alba wird zerstört.
- 10. Jh.: Das Kloster St. Gallen erhält Besitzungen an der Schlücht und baut den Turm der Gutenburg.
- 1111: Die Herren der Burg auf dem „Havichtsberch“ nennen sich nun von „Habsburg“.
- 1123: Die Zähringer erhalten das Vogteirecht über das Kloster St. Blasien.
- 1128: Das Kloster St. Gallen gibt seinen Besitz an der Schlücht als Lehen an eine unbekannte Adelsfamilie.
- 1152: Konrad von Krenkingen erhält die Vogteirechte über das Kloster Tezilnheim (ehemaliges Augustinerkloster in Detzeln).
- 1173: Graf Albrecht III. von Habsburg erhält von Barbarossa die Reichsvogteirechte über das Stift Säckingen.
- 1232: Die Habsburger bilden mit Rudolf IV. und Habsburg-Laufenburg zwei Linien.
- 1242: Die Herren von Tiefenstein gründen die Mönchszelle in Neuenzell, dem heutigen Unteribach ca. 5 km südwestlich von St. Blasien.
- 1254: Graf Rudolf IV. von Habsburg erhält von Konrad IV. die Reichsvogteirechte über das Kloster St. Blasien und den Südschwarzwald („Swarzwalt“).
- 1265: Rudolf IV. von Habsburg zerstört Neuenzell um es als eigene Gründung neu aufzubauen.
- 1272: Graf Rudolf IV. von Habsburg nimmt die Burg Wehr ein und zerstört die Burg Tiefenstein.
- 1273: Das Amt Wehr fällt an das Haus Habsburg. Graf Rudolf IV. von. Habsburg wird bis 1291 König Rudolf I.
- 1278: Dt. König Rudolf I. besiegt Ottokar von Böhmen auf dem Marchfeld. Die Habsburger benutzen nun den Titel Herzog von Österreich.
- 1284: Der Einungsort Dogern geht an die Johanniterkommende im schweizerischen Klingnau.
- 1291: Die Gebiete Uri, Schwyz und Unterwalden begründen mit dem Schwur auf einen Ewigen Bund ihre Unabhängigkeit.
- 1303: Das Habsburger Urbar dokumentiert die Verwaltungsgliederung und nennt die Siedlungen im Hoheitsgebiet der Habsburger.
- 1315: Das Kloster St. Blasien erhält die Hoheit über das Kloster Neuenzell. Die Eidgenossen erringen einen ersten Sieg über die Habsburger.
- 1326–1333: Entstehung der Einungen zwischen Wehra und Schlücht.
- 1335: Die Johanniterkommende in Klingnau verkauft ihre Rechte am Einungsort Dogern an das Kloster Königsfelden.
- 1371: Die Einungen werden von Habsburg und dem Kloster St. Blasien anerkannt.
- 9. Juli 1386: Die Eidgenossen bezwingen bei Sempach die Streitkräfte von Herzog Leopold III. zu denen auch Adlige und Bauern aus dem Südschwarzwald gehörten.
- Die Hauensteiner Fahne wird von Luzernern erbeutet.
- 1408: Die Stammlinie Habsburg-Laufenburg erlischt. Der letzte Graf, Johann von Habsburg, verstarb ohne männliche Nachkommen, womit das Gebiet „uf dem Wald“ keine eigentliche Grafschaft mehr darstellte, vielmehr erst wieder 1562 als Grafschaft Hauenstein, wohl im Gedenken an ihn, bzw. an seine Ahnen, als Grafschaft genannt wurde.
- 1415: Die Basler belagern Säckingen und ziehen ab, als Hauensteiner Bauern anrücken.
- 1418: Das Weistum von Hochsal regelt das Verhältnis zwischen Freibauern, dem Kloster St. Blasien und dem Waldvogt.
- 1430: Die Herren von Schönau erben von den Herren von Stein (Schwörstadt) das Amt des Großmeier des Stift Säckingen.
- 19. September 1433: Die Hauensteiner beschwören die Einungsverfassung.
- 1437 u. 1438: Missernten im Gebiet Vorderösterreich.
- 1438: Die Weissenburg der Herren von Krenkingen-Weissenburg im Steinatal wird im Auftrag des Klosters St. Blasien belagert und zerstört. Der Besitz fällt den Grafen von Sulz und dem Kloster St. Blasien zu.
- 1439: Die Pest grassiert am Hochrhein und im Südschwarzwald. Wallfahrt von 1000 Baslern mit 20 Priestern nach Todtmoos.
- 1440: Das Kloster St. Blasien übernimmt den letzten Besitz der Herren von Krenkingen.
- 1443: Basler, Berner und Solothurner belagern im Sommer die Waldstadt Laufenburg.
- 1444: Vagabundierende Haufen der Armagnaken treiben im Südschwarzwald und am Hochrhein ihr Unwesen. Bei Schönau im Wiesental wird eine Gruppe Armagnacen von Bauern erschlagen.
- 1445: Basler, Berner und Solothurner erobern die Wald- und Reichsstadt Rheinfelden, belagern die Waldstadt Säckingen und zerstören deren Vorstadt.
- 1446: Ca. 1600 Basler machen einen Beutezug ins untere Wehratal, erbeuteten ca. 400 Stück Vieh, und stürmten die „Letzen“ am Eingang zur Schlucht.
- 1453: Die Habsburger nutzen nun den Titel Erzherzog von Österreich.
- 1467: Bestätigung der Rechte der Einungen, abgefasst unter Mithilfe von Matthäus Hummel (Gründungsrektor der Universität Freiburg). Das Kloster St. Blasien dokumentiert die Pflichten ihrer Leibeigenen in einem „Dingrodel“.
- 1468: Eidgenössische Truppen belagern Waldshut und machen Vorstöße in das Hauensteiner Gebiet. Waldkirch und Dogern werden niedergebrannt. Zahlreiche Dörfer zwischen Alb und Schlücht werden überfallen.
- 1469: Die 4 Waldstädte, die Grafschaft Hauenstein und die Herrschaft Rheinfelden werden an Burgund verpfändet.
- 1480: Das Kloster St. Blasien erwirbt die Herrschaft Gutenburg mit den Ortschaften Weilheim, Ühlingen und Krenkingen.
- 1495: Das Kloster St. Blasien vereinbart mit der Stadt Waldshut die Rechtsbeziehung mit dort lebenden Leibeigenen des Klosters.
- 1503: Nach Zerstörung der Burg Hauenstein durch einen Brand verlegt der Waldvogt seinen Amtssitz in die Waldstadt Waldshut.
- 1510: Kaiser Maximilian I. erlässt eine „new Ainingsordnung“.
- 1522: Eine Landordnung des Schwarzwalds regelt Rechte und Pflichten der Hauensteiner.
- 1525: Die Rechte der Hauensteiner werden nach den Bauernaufständen aberkannt.
- 1527: Die Rechte der Hauensteiner werden nach Huldigung an Erzherzog Ferdinand am 22. Mai wieder zugestanden. Das Amt des Schultheiß der Waldstadt Waldshut und das des Waldvogt, der in der Stadt residiert, werden zukünftig in Personalunion wahrgenommen.
- 1528: Mit der Säkularisation im Zuge der Reformation in der Schweiz fällt das Kloster Königsfelden und damit der Einungsort Dogern an Bern.
- 1530: Die Stadt Waldshut erhält von Karl V. die hohe Gerichtsbarkeit, den Blutbann eingeschlossen.
- 1539: Die Grafschaft wird vorübergehend an den Waldvogt Hans Melchior Heggenzer von Wasserstelz verpfändet.
- 1597: Das Kloster St. Blasien hat die Hochgerichtsbarkeit über den Zwing und Bann pfandweise erworben und verlegt den Gerichtsort für die Leibeigenen im Zwing und Bann von Urberg und Höchenschwand nach St. Blasien.
- 1655: Die Grafschaft Hauenstein schenkt am 21. 9. dem Haus Habsburg 15.000 Gulden um eine drohende Verpfändung an das Kloster St. Blasien abzuwenden.
- 1684: Bern verkauft seine Rechte am Einungsort Dogern an das Kloster St. Blasien.
- 1701: Die Niedere Gerichtsbarkeit der Freiherrn von Schönau in Hänner und Willaringen wird an die Einungen veräußert.
- 1730: Für Niedergerichte, deren Berufungsinstanz das Wochengericht in Görwihl war, wird durch kaiserlichen Entschluss das Waldvogteiamt bzw. die Vorderösterreichische Regierung die Berufungsinstanz.
- 1783: Das Stift Säckingen gibt die niedergerichtliche Herrschaft über den Gerichtsbezirk Herrischried und die Orte Oberwihl, Thimos und Zechenwihl an das Waldvogteiamt ab.
- 1787: Die Stadt Laufenburg erwirbt die Obervogteirechte und Gerichtshoheit über die Stadt.
- 1806: Ende der Grafschaft Hauenstein durch die Eingliederung in das Großherzogtum Baden.
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